Du hast bald dein Abi in Sicht oder bereits die Matura in der Hand? Du überlegst dir das Medizinstudium und hörst nur Horrorgeschichten über die Zulassung? Man liest etwas vom TMS oder EMS, der Begriff Numerus clausus (NC) ist omnipräsent und doch weiss keiner richtig, wie das Ganze funktioniert?
Dann bist du hier genau richtig! Im Folgenden werden wir dir kurz präsentieren, wie die Zulassung zum Medizinstudium in Deutschland und in der Schweiz funktioniert.
Inhaltsverzeichnis
Bevor wir die Auswahlkriterien im Spezifischen anschauen: Zunächst einige Begrifflichkeiten.
Numerus clausus
Der Begriff Numerus clausus (NC) ist lateinisch und bedeutet in etwa «beschränkte Anzahl». Damit wird eine Zulassungsbeschränkung beschrieben, heutzutage meist eine Zulassungsbeschränkung für ein Studienfach. Dies ist in den meisten Ländern beim Medizinstudium der Fall, da die Nachfrage (also die Anzahl derer, die Medizin studieren möchten) das Angebot (die Anzahl Studienplätze) bei Weitem übersteigt und die Ausbildung sehr teuer ist verglichen mit anderen Studiengängen. So will der Staat gewährleisten, dass möglichst nur Anwärter, die das Studium erfolgreich bestehen werden, es auch beginnen.
Test für Medizinische Studiengänge (TMS) / Eignungstest für das Medizinstudium (EMS)
Der TMS und der EMS sind zwei standardisierte Prüfungen, die vom Aufbau her praktisch identisch sind. Sie werden im Rahmen der Zulassung für das Medizinstudium eingesetzt: Das Ergebnis des TMS wird an den meisten Universitäten in Deutschland berücksichtigt, während der EMS das einzige Zulassungskriterium für alle deutschsprachigen Universitäten der Schweiz darstellt. Sie dauern etwa einen Tag und sind so ausgerichtet, dass sie den Studienerfolg zuverlässig voraussagen können und standardisiert durchgeführt werden können. Wie die Tests genau aussehen und was der Unterschied zwischen ihnen ist, erklären wir im nächsten Artikel. Im Nachfolgenden geht es um das Zulassungsverfahren in Deutschland und in der Schweiz.
Da wir ein Schweizer Unternehmen sind, aber auch weil das Zulassungsverfahren in der Schweiz um einiges einfacher und national homogener ist, beginnen wir mit dem System in der Schweiz.
Grundsätzlich gibt es in der Schweiz zwei Arten, wie man zum Medizinstudium zugelassen wird. Dies ist ausschliesslich davon abhängig, für welche Universität du dich anmeldest bzw. in welcher Sprachregion du studieren möchtest. Daher schauen wir uns zunächst das Anmeldeverfahren an.
In der Schweiz ist swissuniversities, die Vereinigung aller Schweizer Hochschulen, für die Anmeldung für das Medizinstudium zuständig. Die Anmeldung ist von Ende November des Vorjahres bis zum 15. Februar des Jahres des gewünschten Studienbeginns (fett in den Kalender eintragen!) möglich. Zugelassen für die Anmeldung sind alle, die die schweizerische Hochschulzugangsberechtigung besitzen (wie bei allen anderen Studiengängen auch) und im Besitz einer Schweizer Staatsbürgerschaft oder einer Niederlassungsbewilligung sind (bei den meisten anderen Studiengängen reicht die Aufenthaltsbewilligung).
Bei der Anmeldung erfolgt die Aufforderung, alle Schweizer Universitäten, die Medizin anbieten, in einer Prioritätenliste anzuordnen. Die weiteren Schritte sind nun von der gewünschten Universität abhängig.
Hat man bei der Anmeldung die Universitäten Genf, Lausanne oder Neuenburg als Wunsch-Studienort angegeben, wird man ohne Weiteres zum Medizinstudium zugelassen. Allerdings ist hier auch nichts geschenkt: Die Durchfallquote in den ersten zwei Jahren an den Universitäten Genf und Lausanne bzw. im ersten Jahr an der Universität Neuenburg (nach dem ersten Jahr erfolgt der Wechsel an eine der anderen zwei französischsprachigen Universitäten) ist mit bis zu 80% äusserst hoch.
Hat man sich hingegen für die Universität Bern, Basel, Freiburg, Zürich (inkl. den Tracks Zürich-Luzern und Zürich-St. Gallen) oder ETH Zürich entschieden, steht eine Auswahl an: Im März melden die Hochschulen swissuniversities, wie viele Studienplätze zur Verfügung stehen. Übersteigt die Anzahl Anmeldungen die verfügbaren Studienplätze (und das wird sie, believe me), erfolgt ein Numerus clausus. Dabei ist das alleinige Auswahlkriterium der Eignungstest für das Medizinstudium, also der EMS. Man kann sich bis Ende Mai für diesen einschreiben und dann anfangs Juli daran teilnehmen. Bis anfangs August werden die Resultate ausgewertet und die BewerberInnen darüber informiert, ob und wo sie nun Medizin studieren dürfen.
Anders als in Deutschland (siehe unten) ist es in der Schweiz möglich, beliebig oft am EMS teilzunehmen. Hat es also beim ersten Anlauf nicht geklappt, kannst du dich ein Jahr später nochmals anmelden und den EMS absolvieren. Zudem ist das EMS-Ergebnis jeweils für zwei Jahre gültig: Im folgenden Jahr hast du also die Möglichkeit, dein altes Ergebnis zu übernehmen (womöglich reicht es diesmal für einen Studienplatz, oder du möchtest nach dem erfolgreichen ersten Anlauf noch nicht direkt mit dem Studium beginnen).
In Deutschland ist die Zulassung zum Medizinstudium Sache der Bundesländer und der Universitäten. Dementsprechend gibt es je nach Hochschule grosse Unterschiede. Zusammengefasst sind folgende Wege möglich:
Die meisten Universitäten vergeben rund 30% (Stand Winter 2021) ihrer Studienplätze in Medizin über die sogenannte Abiturbestenquote. Dabei wird eine Mindestnote definiert, die als Kriterium für den Numerus clausus dient. Hierbei wird in der Regel die Abiturnote, ggf. aber auch ein Abschluss auf einem anderen Bildungsweg, berücksichtigt. Wie hoch diese Notengrenze ist, variiert wie oben erwähnt je nach Bundesland und manchmal gar je nach Hochschule. Mittlerweile (Stand Winter 2021) erwarten jedoch die meisten Universitäten hierfür eine Note von 1.0 - im Jahre 2021 hatten lediglich Niedersachsen und Schleswig-Holstein mit 1.2 resp. 1.1 eine Note, die über 1.0 liegt. Es kommen nur 1.0-Abituranten über diesen Weg ins Medizinstudium.
Natürlich hat nicht jeder ein 1.0-Abi, und ganze Vorlesungssäle nur mit 1.0-Menschen zu füllen, klingt für mich eher nach einem Horrorszenario. Zum Glück bin ich mit dieser Meinung nicht alleine: Rund 60% der Studienplätze in Humanmedizin werden über ein Auswahlverfahren vergeben, das die Hochschulen selbst festlegen können. Dabei setzt sich das Verfahren aus Kriterien zusammen, die aus einem national definierten Kriterienkatalog auszuwählen sind. Zu den häufigsten Kriterien gehören:
- Abiturnote (die wird meist immer noch berücksichtigt)
- der TMS (oder in seltenen Fällen andere Eignungstests)
- abgeschlossene Berufsbildung im Gesundheitswesen
Der TMS wird in den meisten Universitäten als Auswahlkriterium angewandt, die Gewichtung variiert jedoch stark. Nähere Information für die Uni deines Interesses erhältst du auf ihrer Homepage.
Bisher fand der TMS einmal jährlich statt und jeder konnte ihn nur einmal im Leben absolvieren – somit hatten Studienwillige also eine einmalige Chance, eine «nicht-so-gute» Abinote (heisst: 1.2 oder drüber) aufzuwerten. Ab dem Jahr 2022 ist es nun möglich, den TMS innerhalb eines Jahres nach dem ersten Durchlauf einmalig zu wiederholen – also insgesamt zweimal zu schreiben. Zusätzlich wird der TMS nun in zwei Durchgängen pro Jahr (Frühjahrs- und Herbst-TMS) durchgeführt. Pro Durchgang werden zwei Termine angeboten, somit hat man insgesamt vier Tage zur Wahl, an denen man den TMS absolvieren kann. Die konkreten Termine für dein Wunschjahr findest du auf der offiziellen Website.
Rund 10% der Studienplätze werden ab 2022 über die sogenannte Zusätzliche Eignungsquote vergeben. Dabei legen die Hochschulen Eignungskriterien fest, über die sie die BewerberInnen bewerten. Der springende Punkt dabei ist, dass diese Kriterien schulnotenunabhängig sind – also anders als der NC sowie das Auswahlverfahren hat hier jede unabhängig von der Abi-Note eine Chance, einen Studienplatz zu erhalten. Zu möglichen Auswahlkriterien gehören:
- Ergebnis eines Eignungstests (wie etwa des TMS)
- Auswahlgespräch
- Abgeschlossene Berufsbildung oder Berufstätigkeit in einem bestimmten Beruf
- Besondere Vorbildungen oder Tätigkeiten
Welche Kriterien genau zur Anwendung kommen, ist der Hochschule überlassen. Auch hier empfiehlt sich, die entsprechenden Infoseiten genau durchzulesen.
Oben sind die Regelwege zu einem Medizinstudium in Deutschland aufgeführt. Es gibt daneben noch weitere Seitenzweige – etwa das Medizinstudium über die Bundeswehr, über die Landarztquote oder an einer privaten Hochschule. Auch ist ein Medizinstudium im Ausland häufig eine Option. Allerdings gilt zu beachten, dass auch private und ausländische Hochschulen Auswahlkriterien haben und häufig mit höheren Kosten verbunden sind.
Zusammengefasst ist das Medizinstudium sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz streng reguliert und die Zulassung dazu eingeschränkt. Während in der Schweiz je nach Sprachregion einheitliche Kriterien gelten, ist es in Deutschland ratsam, sich davor bei der gewünschten Hochschule zu informieren. Mit einer optimalen Vorbereitung zum EMS bzw. TMS kannst du deine Chancen auf einen Studienplatz jedoch massiv verbessern.
Hast du noch Fragen zum Anmelde- und Zulassungsverfahren? Schreib uns doch einen Kommentar oder eine Email!
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